Was ist eigentlich... Soja?
Wird davon der ganze Regenwald abgeholzt? Wird mein Hormonspiegel durcheinander gebracht? Und überhaupt: Wie kann ich sicher sein, dass mein Tofu nicht genmanipuliert ist?
Kaum ein Thema beschäftigt in der Welt der Ernährung so sehr wie Soja. Sowohl in der veganen, als auch in der Mischkost-Szene spaltet Soja die Gemüter. Kein Wunder: Schließlich haben wir uns doch alle schon mal mit unzähligen Vorurteilen konfrontiert gesehen… Doch was genau ist an diesen Behauptungen eigentlich dran? Können wir weiterhin mit gutem Gewissen unser Tofu, Tempeh und Co. genießen?
Was ist Soja?
Obwohl erst in den letzten Jahren so hitzig über Soja diskutiert wurde, existiert das Nahrungsmittel schon seit mehreren tausend Jahren. Was wir immer kurz als ‘Soja’ bezeichnen, ist eigentlich die Sojabohne: Die Hülsenfrucht wurde bereits 3050 v. Chr. in China angebaut und nahm als Grundnahrungsmittel eine wichtige Stellung ein. Zunehmend bedeutender wurde sie jedoch erst in den letzten 60 Jahren:
Die Produktion von Sojabohnen wurde in diesem Zeitraum von 27 Millionen Tonnen auf ganze 360 Millionen Tonnen (!) gesteigert. Dabei kommen 80 % der weltweiten Sojabohnen aus den USA, Brasilien und Argentinien.
Soja ist vor allem als Fleischersatz in Form von Tofu in der Veggie-Küche bekannt. Dabei hat es noch unglaublich viele andere Einsatzgebiete: Auch die Sojadrinks, die als Milchalternativen angeboten werden, bestehen aus Sojabohnen. Genauso wie Tempeh (fermentierte Sojabohne) oder Edamame (frische Sojabohnen).
Im Vergleich zu anderen Hülsenfrüchten enthält Soja zum einen mehr Proteine und Fette – Tempeh punktet z. B. mit 14 g Protein / 100 g – sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Zum anderen wird über wohl keine andere Hülsenfrucht so intensiv debattiert wie über Soja. Um mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen und zu erklären, wieso auch wir bei Löwenanteil auf die kleinen Bio-Bohnen in unserem Kichererbsen-Curry und Chili Vegano setzen, nehmen wir die bekanntesten Kritikpunkte einmal genauer unter die Lupe:
“Soja ist nicht gut für die Erhaltung des Regenwaldes…”
Hierbei handelt es sich wohl um eines der häufigsten Anti-Soja-Argumente. Das verwundert nicht: Schließlich werden tatsächlich riesige Flächen an Regenwald gerodet, um darauf (unter anderem) Soja anzubauen. 2004 wurde beispielsweise eine Fläche im Amazonas gerodet, die die Größe von Brandenburg hatte…
Doch sollten wir deshalb aufhören, Soja zu essen? Die klare Antwort: Nein. Zumindest sollten nicht wir damit aufhören – sondern vielmehr die Nutztiere, denen Soja als Futter dient. In Deutschland werden nämlich laut WWF etwa 3,5 Milliarden Rinder, 55 Millionen Schweine und 703 Millionen Stück Geflügel gezüchtet und gegessen. Für die meisten dieser Tiere ist Soja ein zentraler Bestandteil des Futters.
Von dem Soja, das weltweit angebaut wird, erhalten wir Menschen nur 2-3 %. Knapp 10 % werden zu Sojaöl verarbeitet und ganze 80-85 % (je nach Quelle) dienen als Tierfutter. Im Klartext: Wir holzen den Regenwald nicht ab, damit wir Soja essen können. Sondern damit wir die Tiere damit füttern können, die wir anschließend essen. (Quelle u.a.: “Vegan ist ungesund”, Niko Rittenau, S. 366, Quelle 1, Quelle 2)
Geht man logisch an die Sache heran, ergibt das Sinn: Immerhin sind nur 1-2 % der Weltbevölkerung vegan. Und wir nehmen noch immer an, dass diese 1-2 % tatsächlich verantwortlich für die gesamte Zerstörung des Regenwaldes sind? In welchen Massen müssten die 1-2 % denn Soja konsumieren, damit so riesige Flächen gerodet werden? Da kommt es doch schon eher hin, dass die 75 Milliarden Tiere, die wir täglich für den weltweiten Fleischkonsum benötigen, diese Massen an Soja verbrauchen…
Möchtest du also dafür sorgen, dass weniger Regenwald abgeholzt wird, solltest du eher auf Fleisch verzichten statt auf Soja. Oder du konsumierst Fleisch bewusster, indem du auf Bio-Fleisch setzt – was wir bei Löwenanteil übrigens auch in all unseren Gerichten machen. So wird bei der Tierhaltung u.a. zumindest ein Teil der erzeugten Klimagase ausgeglichen.
Außerdem, selbst wenn plötzlich alle Menschen in Deutschland vegan werden würden: Alle Produzenten von Sojaprodukten, die in Deutschland, Österreich oder der Schweiz ansässig sind, garantieren, dass ihr Soja ausschließlich oder zumindest zu 90 % aus Europa stammt (“Vegan ist ungesund”, Niko Rittenau, S. 366). Die restlichen 10 % kommen nicht aus Südamerika, sondern aus Kanada oder dem Land des jeweiligen Produzenten.
Kurzum: Ja, für Sojabohnen wird extrem viel Regenwald abgeholzt. Der Großteil der Ernte ist jedoch für Nutztiere – nicht für uns Menschen. Du musst dir wegen des Regenwaldes beim nächsten Stück Tofu also keine Gedanken machen!
“Soja bringt unseren Hormonspiegel durcheinander!”
Der Grund für diese Behauptung sind Inhaltsstoffe der Sojabohne, nämlich die Phytoöstrogene. Sie gehören zur Gruppe der Isoflavone und sind Östrogen, einem weiblichen Hormon, sehr ähnlich. Trotzdem (!) haben sie keine Auswirkungen auf hormonabhängige Krankheiten wie Brustkrebs oder unseren Hormonspiegel.
Es gibt nämlich keine Humanstudien, die belegen, dass das der Fall ist. Sondern nur Tierstudien. So wurde z. B. die Wirkung von isoflavonhaltigem Futter auf Schafe untersucht. Das Ergebnis: Ein Großteil der Schafe entwickelte Fruchtbarkeitsstörungen. Die männlichen Schafe wurden außerdem nicht weiblicher – sondern die weiblichen männlicher (Quelle: Bennetts, H.w., Underwood, E. J. & Shier, F. L. (1946). A specific breeding problem of sheep on subterranean clover pastures in Western Australia.).
Nun darf jedoch nicht der Fehler begangen werden, zum einen Schafe mit Menschen und zum anderen Tierfutter mit Soja gleichzusetzen.
Im Klartext: Humanstudien, die zu demselben Ergebnis kommen, gibt es nicht. Vielmehr wurden des Öfteren Versuchstieren hochdosierte Mengen von isoliertem Isoflavon gegeben. Doch auch das waren nie Studien, die an Menschen durchgeführt wurden. Die Ergebnisse lassen sich also nicht übertragen. Ein weiterer Grund, der gegen das Gleichsetzen mit diesen Studien spricht:
Es handelte sich um einen hochdosierten Inhaltsstoff von Soja, den wir in diesen Mengen überhaupt nicht aufnehmen können. Würden wir Beta-Carotin aus der Karotte extrahieren und in isolierter Form zu uns nehmen, müssten wir uns auch mit unerfreulichen Konsequenzen herumschlagen. Betiteln wir deshalb Karotten als schlecht?
Selbst renommierte Ernährungsgesellschaften, wie das Cancer Council Australia oder die British Diabetic Association, machen deutlich, dass Sojaverzehr nicht mit Hormonschwankungen einhergeht: “Es ist bekannt, dass Tiere Isoflavone anders [...] metabolisieren als Menschen. Die Ergebnisse solcher Studien können nicht mit Ergebnissen beim Menschen verglichen werden. Darüber hinaus kann die Verwendung hoher Dosen von reinen Isoflavonen nicht mit dem Verzehr von Isoflavonen aus ganzen Sojalebensmitteln verglichen werden.”
Es gibt also keinen validen Grund, Soja für Hormonschwankungen verantwortlich zu machen. Die Angst vor Testosteron-Senkung ist dementsprechend unbegründet.
“Bei Soja wird Gentechnik angewendet”
… Auch diese Behauptung ist falsch. Gentechnik wird nicht in Soja angewendet, wenn es sich um Bio-Soja handelt. Genau das ist es nämlich, das bei uns Verwendung findet. Und das aus gutem Grund:
Sprechen wir nämlich von dem Soja, das in der Intensiv-Tierhaltung Verwendung findet, sieht das anders aus. Wir kommen mit diesem in der Regel nicht in Berührung. Womit wir jedoch in Berührung kommen sind die Produkte von Tieren, die gentechnisch modifiziertes Futter bekommen haben.
Das heißt: Auch, wenn die Verbraucher:innen es nicht möchten, nehmen sie gentechnisch verändertes Soja zu sich, indem sie tierische Produkte essen. Fleisch, Milch und Eier müssen nicht gekennzeichnet werden.
Die einzige Möglichkeit, darauf zu verzichten, ist auf Bio-Produkte zu setzen. Gentechnik ist nämlich im gesamten Bio-Segment verboten. So kannst du sicher sein, dass du nicht mit genmanipulierten Stoffen in Berührung kommst. Das ist übrigens auch einer der Gründe, wieso jede Zutat – ja, auch das Soja – in unseren Löwenanteil-Gerichten Bio ist:
Bei uns kannst du mit jedem Bissen sicher sein, dass du weder gentechnisch manipulierte noch mit Pestiziden bearbeitete Nahrungsmittel zu dir nimmst. Auf diese Weise setzen wir dein Wohlbefinden jederzeit an erste Stelle.
Fazit
Soja ist bei weitem (!) nicht so ein hohes Risiko, wie im Volksmund angenommen. Vielmehr kursieren unzählige Mythen rund um die Sojabohne, die nicht als empirische Grundlage für fundierte Anti-Soja-Argumente zu sehen sind.
Jede:r, auch Mischköstler:innen, können Soja getrost in ihren Ernährungsplan aufnehmen. Schließlich punktet Soja auch mit einigen Vorteilen:
- effektiver Proteinlieferant, der alle (!) Aminosäuren enthält,
- vielfältig einsetzbar: ob als Tofu, Tempeh, Sojadrink oder Edamame – Soja kann in so einigen Gerichten verwendet werden
- Leguminose, die Stickstoff binden kann → dadurch wird weniger Stickstoff-Dünger benötigt
Tierstudien können nicht mit Humanstudien gleichgesetzt werden. Auch der Fakt, dass in all den Studien, die Soja mit gesundheitsschädlichen Effekten gleichsetzen, hoch konzentriertes Isoflavon in abnormalen Dosen genutzt wurde, sollte stutzig machen.
Solltest du hingegen noch immer unsicher bezüglich deines Soja-Verzehrs sein, greife im Zweifel zum Bio-Soja (bei Löwenanteil nichts leichter als das!). Damit kannst du zu 100 % sichergehen, dass dein Soja aus Europa kommt, nicht gentechnisch verändert wurde und noch hochwertiger ist als konventionelles Soja.
Genieß also deinen nächsten Tofu oder Tempeh! Oder überzeuge dich direkt davon, wie gut sich Sojahack in unseren veganen Gerichten macht…