Scharf, schärfer... Chili!
Scharf, schärfer… Chili!
Stell dir bloß mal vor: Dein Mund brennt, die Wangen werden rot, Schweiß läuft übers Gesicht… Und gleichzeitig tust du deinem Körper etwas Gutes!
Die Rede ist von: Schärfe. Genauer gesagt von Chili. Wer schon einmal ein (zu) scharfes Gericht probiert hat, weiß, wovon wir reden… Nichtsdestotrotz sind die Schoten aus vielen Küchen mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Doch was ist es eigentlich, das sie so gesund macht? Wieso gelten sie oft als “Allheilmittel” und wie können wir sie verwenden, ohne gleich zu schwitzen?
Was ist Chili?
Ob Chili sin Carne, Chiliflocken oder Chilischoten – die leuchtend roten Gewürzschoten begegnen uns in etlichen Gerichten. Kein Wunder, runden die mittelscharfen bis feurigen Chilis doch jeden Eintopf, jede Suppe und jedes Curry ab. Mittlerweile kennen wir mehr als viertausend (!) verschiedene Chilisorten, die in Farbe, Größe, Geschmack und – selbstverständlich – Schärfe variieren.
Ursprünglich kommt das Nachtschattengewächs aus der Karibik. Vor dem 15. Jahrhundert waren die scharfen Schoten nur den Ureinwohnern Mittel- und Südamerikas bekannt – bis Christopher Columbus in “West-Indien” landete und dort leuchtend rote, ungewöhnlich scharfe Früchte vorfand: das, was wir heute als Chilis kennen. Bis Columbus und seine Crew das erfahren sollten, vergingen jedoch einige Jahre: Anfangs dachten sie nämlich, es handele sich um Verwandte des aus Indien bekannten bekannten Pfeffers. Der damalige Name für unsere heutigen Chilis: “pimienta”, spanisch für “Pfeffer”.
Es dauerte schließlich nicht lange, bis die Schoten ihren Siegeszug durch die ganze Welt antraten. Mittlerweile sind in jedem Supermarkt zu finden, werden überall kultiviert und auf verschiedenste Weisen verarbeitet. Wir bei Löwenanteil sind so begeistert davon, dass wir gleich zwei pikante Chili-Gerichte anbieten: unser Chipotle Chili und das Chili Vegano.
Chili, Paprika, Peperoni: Was sind die Unterschiede?
Obwohl die Chili mittlerweile in jedem Land bekannt ist, wird sie noch oft verwechselt: So gehören Paprika und Peperoni beispielsweise zur selben Gattung wie Chili (Capsicum) und sehen ähnlich aus. Während die Paprika jedoch mild, süß und saftig ist, wartet die Peperoni mit einer etwas höheren Schärfe aus. Chilis hingegen sind je nach Züchtung um Einiges schärfer und können uns viel leichter zum Schwitzen bringen…
Fun fact: Das süß-milde bis scharfe Paprikapulver wird außerdem nicht, wie der Name vermuten lässt, aus Gemüsepaprika gewonnen, sondern aus Peperonis. Sie können im Grunde wie Paprikas verwendet werden – mit dem Unterschied, dass sie würziger und dadurch vielfältiger einsetzbar sind.
Auch der scharfe Cayennepfeffer ist nicht das, wonach er sich anhört. Er wird nämlich nicht, wie Pfeffer, aus der Frucht eines Pfeffergewächses gewonnen, sondern besteht aus gemahlenen Chilischoten. Namensgebend ist die Chilisorte Cayenne, die ihren Ursprung in Südamerika hat und bereits früher als Pfeffer-Alternative genutzt wurde. Demnach ist Cayennepfeffer eine pure, fein gemahlene Chili – Chilipulver ist oft eine Gewürzmischung.
Woher kommt die Schärfe?
“Trag besser Handschuhe, wenn du das schneidest!” hat wohl jede/r schon mal gehört, der oder die sich an das Zubereiten von scharfen Chilis gemacht hat. Zu recht: Das Alkaloid Capsaicin dockt, wenn wir es zu uns nehmen, an unseren Schärferezeptoren an und kann in hohen Dosen sogar Hautreizungen verursachen.
Die Schärfe der Chilis rührt zum Großteil von den hellen Wänden im Inneren der Frucht und den Kernen. Möchtest du einem Gericht nicht ganz so viel Spice verleihen, kannst du im Vorhinein auch Kerne und Fruchtfleisch entfernen, um die Schärfe zu reduzieren.
Sollte es dich im Anschluss jedoch trotzdem zum Schwitzen bringen, kannst du dir sicher sein: Diese Chili steht auf der Scoville-Skala ganz weit oben! Dabei handelt es sich um das System des amerikanischen Pharmakologen Wilbur Scoville, das den Anteil von Capsaicin und somit die Schärfe feststellt. Die Scoville Heats Unit (SHU) gibt an, wieviel Wasser zum Verdünnen benötigt wird, damit die Chili gerade noch scharf schmeckt.
Eine Gemüsepaprika enthält keinerlei Capsaicin und ist demnach mit 0 Scoville einzuordnen. Die Chili Jalapeno ist mit 5.000 SHU zwar schärfer, aber im Gegensatz zu purem Cayennepfeffer oder der Chili Rawit mit ca. 50.000 SHU noch immer mild. Vorsicht geboten ist jedoch bei Scoville-Graden von ab 100.000 – das findet sich zum Beispiel in Scotch Bonnets oder Habaneros.
Mit stolzen 2.200.000 SHU ist eine Chilisorte noch immer unangefochten: Carolina Reaper. Da sie beim Verzehr zu sogenannten “Donnerkopfschmerzen”, einem plötzlich einsetzenden, starken Kopfschmerz, Schwindel und diversen anderen Überreaktionen bis hin zum Schlaganfall führen kann, sollte sie nicht leichtfertig zubereitet werden – und schon gar kein Bestandteil einer Mutprobe sein.
Übrigens: Schärfe ist kein Geschmacksempfinden. Vielmehr handelt es sich um einen Schmerzreiz, der den Abwehrmechanismus aktiviert – nicht die Geschmacksrezeptoren. Unsere Schmerzrezeptoren leiten beim Verzehr eines scharfen Gerichtes die “das-ist-scharf-Signale” ans Gehirn weiter, das die typischen Symptome in Gang setzt: Schweiß, Herzrasen, tränende Augen oder brennender Schmerz im Mund.
Was tun gegen die Schärfe?
Noch immer hält sich das Gerücht, dass Schärfe am besten durch Wasser neutralisiert werden kann. Ein bisschen was Wahres ist dran: Schließlich kühlt Wasser. Nichtsdestotrotz hilft es nicht dabei, die Schärfe schnellstmöglich zu reduzieren. Die beste Wahl sind fetthaltige Lebensmittel. Milchprodukte wie Butter, Joghurt oder Schmand sind in der Regel sehr zu empfehlen: Das Capsaicin löst sich nämlich in Fett auf und kann durch den Verzehr von Milchprodukten schneller von den Rezeptoren entfernt werden.
Gesund schwitzen leicht gemacht!
Nicht nur scharf, sondern auch extrem gesund: Chilis sind auch wegen ihrer gesundheitsfördernden Wirkung sehr beliebt. Bereits die alten Inkas wussten um den großen Vorteil und peppten fast jedes Gericht mit den roten Schoten auf. Auch heute sind sie fester Bestandteil der südamerikanischen, afrikanischen oder orientalischen Küchen und werden in Form von Harrissa-Pasten, Taco- oder Arrabiata-Soßen verzehrt.
Und das aus gutem Grund: Sie regen unseren Kreislauf und die Durchblutung an und sorgen für einen erhöhten Kalorienverbrauch. In Kombination mit dem geringen Kaloriengehalt von nur 2,8 kcal pro 100 g werden sie nicht selten als “Abnehmhelferlein” gehandelt, wie sich auch in der Studie von ForscherInnen der amerikanischen Purdue Universität herausstellte: 25 Personen erhielten täglich 0,3 g - 1,8 g Cayennepfeffer. Das Ergebnis: Alle Personen wiesen nach sechs Wochen eine gesteigerte Kalorienverbrennung auf.
Durch die verbesserte Durchblutung können Chilis sogar bei Kopfschmerzen helfen: Die Gefäße im Gehirn weiten sich, die Schmerzen lassen weitestgehend nach. Den scharfen Schoten wird außerdem eine krebsvorbeugende Wirkung nachgesagt: Sie enthalten nämlich antioxidative Stoffe wie Flavonoide und Carotinoide, die Schadstoffe eliminieren können.
Da beim Verzehr von Chilis unsere Schmerzrezeptoren angesprochen werden, sendet der Körper das Signal “Achtung, diese Schmerzen müssen gelindert werden” und schüttet Endorphin aus – das stärkste körpereigene Schmerzmittel, das sogar an den gleichen Rezeptoren wie Heroin andockt und uns berauschen kann. Was beim Läufer das Runner’s High, ist bei demjenigen, der Chili verzehrt, das Chili High.
Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass Chilis oft nachgesagt wird, dass sie glücklich machen. Wenn das mal nicht Lust auf eine der scharfen Schoten macht…
Was kann Chili noch?
Auch die Nährstoffe der Chili können sehen lassen: Sie punktet mit 44 mg Kalium, 2,1 mg Magnesium und 100 µg Eisen. Außerdem mit 22,5 mg Vitamin C pro 10 g Chili. Das ist circa dreimal so viel wie in Zitrusfrüchten enthalten ist! Eine Zitrone bringt es nämlich nur auf knappe 6 g Vitamin C pro 10 g. Das wertvolle Antioxidans kann unser Immunsystem stärken, beim Aufbau von Bindegewebe helfen oder unseren Körper vor schädlichen Stoffen, den freien Radikalen, bewahren.
Genauso nützlich: Die hohe antibakterielle Wirkung der Chili, die den wertvollen Nährstoffen zuzuschreiben ist. Krankheitserreger können nicht nur im Essen selbst, sondern auch im Verdauungstrakt unschädlich gemacht werden. Auf diese Weise wird die Produktion von Mikroorganismen gehemmt und wir werden vor Bakterien, Pilzen und diversen Keimen geschützt.
In einer Studie der National University in Singapur wurde zudem festgestellt, wie gut Chilis unsere Magenschleimhaut schützen. Eine Gruppe ProbandInnen erhielt einmalig 20 g Chilipulver mit Wasser, während die andere Gruppe nur Wasser trank. Danach wurde beiden Gruppen eine magenirritierende Dosis Aspirin von 600 mg verabreicht – um daraufhin festzustellen, dass die Chili-Gruppe weniger Anzeichen einer irritierten Magenschleimhaut aufwies.
Auch die Verdauung kann durch geringe Mengen Chili bereits positiv beeinflusst werden. So können beispielsweise fettreiche Speisen wie die typisch mexikanischen Tacos oder Hack besser und effektiver verdaut werden, weil durch Capsaicin die Magensaftproduktion angeregt wird. Auch Blähungen und Verstopfungen kann durch den Chili-Verzehr vorgebeugt werden.
Sogar die damit einhergehenden, typischen Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind nichts Schlechtes – auch, wenn es auf den ersten Blick anders aussehen mag. Wenn wir schwitzen, wird unsere Körpertemperatur nämlich gesenkt und der Körper kühlt ab. Gerade Menschen in heißen Regionen machen sich das gerne zunutze. Da verwundert es nicht, dass in Mexiko täglich zwischen 25 und 200 mg Capsaicin zu sich genommen werden, während es in Mitteleuropa im Schnitt nur 1,5 mg pro Tag sind…
Und selbst, wenn du keine Lust oder Zeit zum Kochen hast, kannst du ohne schlechtes Gewissen auch auf unsere Chilis zurückgreifen: Die punkten nicht nur mit der perfekten Schärfe, sondern zudem mit ballaststoff- und proteinhaltigen Hülsenfrüchten.
Gesundheits-Booster, wir kommen!
Natürlich ist scharfes Essen nicht für jede/n etwas, vor allem, wenn du unter einem empfindlichen Magen leidest. Aber, lass dir gesagt sein: Probieren lohnt sich! Solltest du bisher noch keine Erfahrungen mit Schärfe haben, kannst du dich auch zunächst langsam mit milderen Chilis herantasten. Denn auch kleine Mengen an Capsaicin haben bereits enorm positive Auswirkungen auf deine Gesundheit!
Das Brennen im Mund, das Schwitzen, die tränenden Augen… All das ist weder Qual noch ungesund – ganz im Gegenteil! Hab viel Spaß beim Chili essen, und denke bei der nächsten laufenden Nase einfach an all die Vorteile, die du deinem Körper damit bietest!